ELTERN-HAUS-AUFGABEN

Wieso Eltern die Hausaufgaben kontrollieren sollten: Wie sie und ihr Kind profitieren können

Haben sie sich auch schon gefragt, wieso Hausaufgaben überhaupt aufgegeben werden und ob das nicht schon lange altmodisch ist? – Das mag sein. Macht allerdings im Kontext unseres Schulsystems durchaus Sinn. In der Schweiz verbringen Schüler/innen durchschnittlich weniger als die Hälfte einer Arbeitswoche eines Erwachsenen in der Schule (berechnet wurde die Anzahl Lektion zu jeweils 45 Minuten, exkl. Pausenzeiten). Die institutionelle Zeit, die unseren Kindern zur Verfügung steht um Neues zu lernen, ist also eher kurz. Die Schule liefert Inputs. Neue Wissensinhalte werden gemeinsam erarbeitet und von der Schule vorstrukturiert. Die Vertiefung und das Einüben von dem neu Gelernten ist für den nachhaltigen Abschluss eines Lernprozesses essenziell. Dafür findet sich in der Schule kaum Raum. Die zeitlichen Ressourcen sind begrenzt und reichen schlichtweg nicht aus. Darüber hinaus sind die Lernzeiten so individuell wie die Persönlichkeit der Kinder. Jonathan tut sich beispielsweise wahnsinnig schwer die Franzwörtli auswendig zu lernen und braucht fast eine Woche für eine Seite. Lukas hingegen schreibt sie ein paar Mal ab und hat innert eines Nachmittages seinen Wortschatz langfristig erweitert.

Unser bestehendes Schulsystem ist in seiner Grundstruktur darauf aufgebaut, dass Schule und Elternhaus Hand in Hand arbeiten, um unseren Kindern eine möglichst optimale Lernplattform zu bieten. Was heisst das nun für sie als Eltern? Schaffen sie sich als erstes ein Bewusstsein für ihre Rolle. Sie sind Mama und Papa, nicht Lehrperson! Helfen sie ihrem Kind dabei, der Verpflichtung Hausaufgaben zu erledigen nachzukommen. Aber nicht sie erledigen die Hausaufgaben. Davon hat ihr Kind langfristig keinen Gewinn. Sie wollen, dass ihr Kind in der Schule gute Leistungen erzielt, um eine möglichst aussichtsreiche Zukunft vor sich zu haben? – Dann lassen sie ihr Kind die Hausaufgaben lösen. Kontrollieren sie lediglich, ob die Aufgaben erledigt wurden. Es wird ihnen vermutlich schwer fallen, die Fehler die sie finden nicht zu korrigieren. Lehrer brauchen die Hausaufgaben als Spiegel dessen, was Kinder im Unterricht verstanden haben. Hat ein Kind noch Verständnis- oder Wissenslücken, bringt aber fehlerfrei gelöste Hausaufgaben in die Schule, verwehren sie ihrem Kind die Chance, von der Lehrperson die Inhalte noch einmal erklärt zu bekommen. Stellen sie als Eltern fest, dass ihr Kind etwas nicht verstanden hat, versuchen sie bitte davon abzusehen es ihrem Kind „richtig“ zu erklären. Es verwirrt ihr Kind in der Regel nur noch mehr. Supporten sie ihren Sprössling. Sprechen sie gemeinsam darüber, wie es sich in der Schule die nötigen Informationen besorgen kann, um die offenen Fragen zu beantworten und Lücken zu schliessen. Ihr Kind erfährt so, Eigenverantwortung für sein eigenes Lernen zu übernehmen.

Dies hat für sie nebenbei zwei Vorteile: Zum einen ermöglichen sie zuhause eine entspannte Hausaufgabensituation und zum anderen vermeiden sie einen Rollenkonflikt und müssen nicht die Aufgabe der Lehrperson übernehmen. Das entlastet sie, wie auch die Lehrperson. Kinder, die mit unterschiedlichen Informationen irritiert wurden, brauchen mit dem neuen Hausaufgabenverhalten keine langwierigen und frustrierenden Erklärungsprozesse, in denen ihnen suggeriert wird nichts zu verstehen, nicht vorwärts zu kommen, schlimmsten Falls dumm zu sein.

Hausaufgaben geben Ihnen als Eltern die Chance zu verfolgen, mit welchen Themen sich ihre Kinder zum aktuellen Zeitpunkt beschäftigen. Sie erleben zuhause mit, in welchen Bereichen ihr Kind Stärken und Schwächen zeigt. Stärken können gefördert werden, beispielsweise durch Hobbys. Diese Individualentwicklung fällt in den Aufgabenbereich der Eltern, nicht in den der Schule, auch wenn diese einen individualisierten Unterricht anbietet (allen Kindern muss in der Schule die Möglichkeit geboten werden lernen zu können). Die Schule ist für alle da und orientiert sich an den im Lehrplan definierten Themen. Das klingt, gerade für Kinder mit besonderen Begabungen, unattraktiv. Hier ist es ihre Aufgabe als Eltern entsprechende Förderangebote anzubieten. Sprechen sie mit der Lehrperson, wie ein solches Angebot aussehen könnte, sie wird sicher hilfreiche Tipps für sie haben.

 

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